Baikonur/Koroljow, 16. Mai 2015 — Russlands Raumfahrt wird derzeit massiv vom Pech verfolgt. Am Samstag kam es in weniger als vier Stunden zu zwei folgenschweren Pannen. Beim Fehlstart einer Proton-M-Rakete ging der Telekommunikationssatellit MexSat-1 verloren, und bei der Internationalen Raumstation ISS schlug eine geplante Bahnanhebung fehl, weil die Triebwerke eines Progress-Frachters nicht zündeten.
Experten-Teams suchen nun fieberhaft nach den Ursachen der Havarien, die für Russland zu einer Unzeit kommen. Erst am vergangenen Freitag – also einen Tag vor der großen Parade in Moskau zum 70. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland – war ein Progress-Frachter mit 2,4 Tonnen Versorgungsgütern für die ISS und einer Kopie des Siegesbanners vom Berliner Reichstag an Bord offenbar wegen eines Fehlers in der dritten Raketenstufe abgestürzt. Bis zur Klärung der genauen Ursachen sind alle Landungen und Starts zur ISS erst einmal verschoben worden.
Auch beim Start des mexikanischen Satelliten MexSat-1 vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan hat nach ersten Erkenntnissen die dritte Raketenstufe versagt. Medienberichten zufolge ist die Abtrennung der Bris-M-Oberstufe mit der Nutzlast nicht zum vorgesehenen Zeitpunkt erfolgt. Die Raketenstufe sei über der südostsibirischen Region Tschita aus etwa 160 Kilometern Höhe abgestürzt. Durch die Explosion von mehreren Tonnen Treibstoff sei sie aber zerstört worden und verglüht, so dass kaum Wrackteile auf die Erde gefallen seien. Zudem war der Absturzort rund 30 Kilometer von der nächsten bewohnten Siedlung entfernt, so dass wahrscheinlich niemand zu Schaden gekommen sein dürfte.
Die Rakete mit dem 5,4 Tonnen schweren Satelliten war pünktlich um 07.47 Uhr deutscher Zeit gestartet. Neun Minuten später wurde die Live-TV-Übertragung von Roskosmos unterbrochen. MexSat-1 sollte in den kommenden 15 Jahren den mexikanischen Truppen als Verbindungsstation dienen sowie zivile und humanitäre Aufgaben im zentralen Teil Südamerikas erfüllen.