Berlin, 11. Mai 2015 — Die Europäische Weltraumorganisation ESA und das zweitgrößte Raumfahrtunternehmen der Welt, Airbus Defence & Space, haben am Montag in Berlin den Entwicklungs- und Produktionsvertrag für den Jason-CS/Sentinel-6A-Satelliten unterzeichnet. Der feierliche Akt fand am Eröffnungstag der 36. Internationalen Erdbeobachtungskonferenz ISRSE statt.
Jason-CS/Sentinel-6 ist eine Mission zur hochpräzisen Messung der Topographie der Meeresoberflächen. Der Vertragswert beläuft sich auf 177 Millionen Euro, teilte die Airbus Group mit. Die Realisierung des zweiten Satelliten folge nach der Genehmigung des Programms durch den Council der europäischen Wetterorganisation EUMETSAT im Juni 2015 und werde von EUMETSAT und der Europäischen Union durch das Copernicus-Programm kofinanziert.
Die Satelliten sollen den Abstand zur Meeresoberfläche bis auf wenige Zentimeter genau messen und in einem 10-Tages Rhythmus global kartieren. Die sehr präzise Beobachtung der Höhenveränderungen der Meeresoberflächen gibt Aufschluss über den globalen Meeresspiegel, die Geschwindigkeit und Richtung von Meeresströmungen sowie über die in den Ozeanen gespeicherte Wärme. Die Messungen sind entscheidend für die Ozean-Modellierung und die Vorhersage des Anstiegs der Meeresspiegel. Die Daten kommen auch zunehmend in der Wettervorhersage und in der Sturmflutwarnung zum Einsatz.
Die Sentinel-6-Mission ist Teil des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus und setzt die 1992 begonnene satellitengestützte Vermessung der Meeresoberflächen fort. Die rund 1,3 Tonnen schweren Satelliten werden die Kontinuität der Messungen aus etwa 1.350 Kilometern Höhe ab 2020 beziehungsweise 2026 sicherstellen. Der operationelle Betrieb während der jeweils 5,5 Jahre dauernden Mission wird durch EUMETSAT in Darmstadt überwacht und gesteuert. Der Satellit wird auf der Grundlage des sehr erfolgreichen CryoSat-Programms entwickelt.
„Mit Jason-CS/Sentinel-6 unterstreicht Airbus Defence & Space seine herausragende Kompetenz bei Erdbeobachtungssatelliten“, sagte Michael Menking, Leiter Earth Observation, Navigation and Science bei Space Systems, nach der Vertragsunterschrift. „Leistungsstarke und zuverlässige Satelliten liefern präzise und nachhaltig Daten von unserem Ökosystem und bilden so ein wichtiges Diagnose- und Entscheidungstool für Politik, Wissenschaft und Anwender.“ Mit der Führung bei fünf von sieben Copernicus-Missionen sei Airbus Defence & Space der industrielle Schlüsselpartner für die satellitengestützte Umweltbeobachtung „par excellence“.
Wie für Cryosat, wird Airbus Defence & Space, Friedrichshafen, der Hauptauftragnehmer für das Weltraumsegment und leitet im Auftrag der ESA das Industriekonsortium. Thales Alenia Space-France (TAS-F) baut das Hauptinstrument – einen Radarhöhenmesser, dessen Vorgänger bereits auf Cryosat-2, Jason-3 und Sentinel-3 eingesetzt ist. Weitere Instrumente werden von der NASA in den USA entwickelt. Die amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) ist ebenfalls Partner von Jason-CS/Sentinel-6.
(c) Gerhard Kowalski