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Moskau, 8. Mai 2015 — Das außer Kontrolle geratene russische Frachtraumschiff Progress M-27M  ist am Freitagmorgen über dem mittleren Teil des Pazifiks abgestürzt. Der Frachter habe um 04.04 Uhr deutscher Zeit zu existieren aufgehört, meldete die Raumfahrtbehörde Roskosmos in Moskau. Die bislang unbekannte Ursache für den Absturz werde am 13. Mai mitgeteilt.


Das automatische Raumschiff  war am 24. April mit 2,4 Tonnen Nachschub an Bord vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan zur Internationalen Raumstation ISS gestartet. Offenbar wegen eines Fehlers im Steuerungssystem geriet das Raumschiff nach der Abtrennung von der dritten Stufe der modernisierten Sojus-2.1a-Trägerrakete auf eine zu hohe Umlaufbahn. Die telemetrische Verbindung zu ihm brach ab. Zudem öffneten sich mehrere Sonnenbatterien nicht, und der Frachter rotierte sehr schnell um seine Achse. Zahlreiche Versuche, wieder Kontakt zu ihm aufzunehmen, scheiterten.

Für Russland ist der Verlust des Frachters zudem insofern fatal, als er zu einer spektakulären Aktion zum 70. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland im Zweiten Weltkrieg dienen sollte. An Bord befand sich die Kopie des Siegesbanners, das Soldaten der Roten Armee am 9. Mai 1945 auf dem Berliner Reichstag gehisst haben. Die Fahne sollte im russischen ISS-Segment entfaltet werden. Zudem prangten beim Start auf der Nutzlastverkleidung des Raumschiffes als weitere Siegessymbole eine Abbildung des Ordens des Vaterländischen Krieges und das schwarz-orangefarbene Sankt-Georgs-Band. Es geht auf den Sankt-Georgs-Orden, die 1769 eingeführte höchste militärische Auszeichnung Russlands, zurück. Seit dem 60. Jahrestag des Sieges gilt das Band als Zeichen des Gedenkens an den Großen Vaterländischen Krieg, wie die Russen den Zweiten Weltkrieg nennen. 
 
Die Fahnen-Aktion scheint indes gerettet. Denn eine andere Kopie des Siegesbanners befindet sich bereits in der ISS, wie Roskosmos überraschend meldete. Sie sei schon am 27. März von Gennadi Padalka, Michail Kornijenko (beide Russland) und Scott Kelly (USA) mit dem Raumschiff Sojus TMA-16M zur Station gebracht worden. 
 
Der  Verlust des Frachters hat nach Ansicht der US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA keinen Einfluss auf den Betrieb der ISS. Die Versorgung der Besatzung sei noch bis September voll gesichert. Möglicherweise werden aber die für nächste Woche geplante Landung dreier Astronauten und der Start der nächsten ISS-Besatzung am 26. Mai verschoben. Der nächste Progress-Start soll im August stattfinden. 

(c) Gerhard Kowalski