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Credit: G. Kowalski

Berlin, 6. Mai 2015 — Der designierte neue Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Johann-Dietrich Wörner, sieht die Raumfahrt vor einem „großen Paradigmenwechsel“. Früher habe das Wettrüsten im All die zentrale Rolle gespielt, während man heute den Weltraum als Infrastruktur für quasi alles nutze – von der Banküberweisung bis zur Telefonie, sagte Wörner am Mittwochabend in Berlin auf dem Forum „Bemannte Raumfahrt und Satellitenbetrieb in Europa – Aktuelle Highlights und Herausforderungen“. Raumfahrt sei „allgegenwärtig, und wir  sehen, dass dieser Wechsel noch weiter geht“, fügte er hinzu. Viele Bereiche würden von Firmen übernommen, es werde also die kommerzielle Raumfahrt und auch den Weltraumtourismus geben.

Deshalb änderten sich nicht nur die Raumfahrt, sondern auch die Raumfahrtagenturen, betonte Wörner, der derzeit noch Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln ist und am 1. Juli in Paris das ESA-Amt von dem Franzosen Jean-Jacques Dordain übernimmt. Damit bekomme er eine „wirklich ganz große Chance“, gemeinsam mit den 20 Mitgliedstaaten der Organisation für Europa der Raumfahrt den Weg in die Zukunft zu ebnen.

Wörner sagte, er kämpfe dafür, dass die ESA die Internationale Raumstation ISS bis mindestens 2024 noch voll nutzt, wie es die Amerikaner und die Russen beschlossen haben. Bislang sei das nur bis 2020 abgesichert. Zugleich müsse man aber trotz aller Krisen einen „festen Plan“ haben, was nach der ISS geschehen soll. Seiner Überzeugung nach müsse es eine Fortsetzung der wissenschaftlichen Experimente – auch in Anwesenheit des Menschen wie in der ISS – im niedrigen Erdorbit sowie gleichzeitig ein großes globales Kooperationskonzept  geben. In diesem Zusammenhang bekräftigte der designierte ESA-Chef seine Idee von einer Station auf der Rückseite des Mondes, zu der man robotische wie bemannte Missionen schicken könnte, um Grundlagenforschung zu betreiben und ungehindert durch Störungen der Erdatmosphäre tief ins Weltall zu schauen. Bei solchen Projekten dürfe man niemanden ausschließen. Denn das hieße, ihn in die Isolation zu drängen, und das habe „noch nie irgendwo zum Erfolg geführt“.

(c) Gerhard Kowalski