Laurel/Köln, 1. Mai 2015 — Die NASA-Sonde MESSENGER (MErcury Surface, Space ENvironment, GEochemistry and Ranging) ist am Donnerstagabend um 21.26 Uhr deutscher Zeit auf dem Merkur aufgeschlagen und hat dabei einen großen Krater hinterlassen, wie die US-Luft- und Raumfahrtbehörde mitteilte. Damit endete nach zehn Jahren die Mission der ersten Raumsonde, die den Planeten aus einer Umlaufbahn beobachtete. Nach 3.308 Merkur-Umrundungen waren die Treibstoffvorräte des Orbiter erschöpft.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) war wissenschaftlich umfangreich an dieser Mission beteiligt. Die Planetenforscher Jürgen Oberst und Jörn Helbert, die das DLR im Wissenschaftlerteam unter Leitung von Sean Solomon an der Columbia-Universität im US-Bundesstaat New York vertreten, haben vornehmlich die Aufnahmen des Kamerasystems MDIS, die Höhenmessungen des Laser-Altimeters MLA und Daten des Spektrometers MASCS ausgewertet. „Dank der MDIS-Aufnahmen haben wir nun endlich eine globale Abdeckung mit Bildern der Merkuroberfläche“, sagte Oberst. „Damit können exakte Karten und ein Globus des Merkur erstellt werden, vor allem aber lässt sich die geologische Geschichte des Planeten nun sehr viel besser darstellen.“ Durchgeführt wurde die Mission für die NASA von der Johns-Hopkins-Universität in Laurel (Maryland).
Die am 3. August 2004 gestartete Sonde war überaus erfolgreich und lieferte Daten für zahlreiche wertvolle Ergebnisse, wie das DLR einschätzt. Der innerste Planet des Sonnensystems sei bisher noch kaum erforscht gewesen. Davor hätten Aufnahmen und Experimente dreier Vorbeiflüge der Raumsonde Mariner 10 in den Jahren 1974 und 1975 unser Bild von diesem gerade einmal 60 bis 70 Millionen Kilometer von der Sonne entfernten Planeten geprägt. Damals sei nicht einmal die Hälfte des Merkur fotografiert worden.
MESSENGER hatte acht wissenschaftliche Experimente an Bord. Dazu gehörten ein komplexes Kamerasystem, das im Missionsverlauf fast 256.000 Bilder zur Erde funkte, ein Laser-Höhenmesser zur Bestimmung der Topographie, vier Spektrometer zur Untersuchung der Mineralogie und Chemie der Oberfläche und der Plasma- und Exosphärenumgebung sowie ein Magnetometer und ein Radiowellenexperiment zur Bestimmung der Massenverteilung im Planeten.
Wegen seiner kraterübersäten Oberfläche wurde dem Merkur lange Zeit eine große Ähnlichkeit mit dem Mond der Erde attestiert. MESSENGER konnte aber zeigen, dass es in der Entwicklung und Zusammensetzung beider Körper gravierende Unterschiede gibt. Sie sind wahrscheinlich auch dadurch begründet, dass der Merkur bei einem Durchmesser von nur 4.878 Kilometern einen überproportional großen Kern aus Eisen und Nickel, der fast 70 Prozent der Planetenmasse ausmacht, und nur einen gering mächtigen Mantel aus silikatischem Gestein hat. Die Wissenschaftler haben außerdem entdeckt, dass große Flächen der Nordhalbkugel von Vulkanismus geprägt sind, der stellenweise ungewöhnlich viel Schwefel enthält. Außerdem konnten sie bestätigen, dass sich in den tiefen Kratern des Nordpols, in die nie ein wärmender Sonnenstrahl dringt, tatsächlich Wassereis befindet.
(c) Gerhard Kowalski