Koroljow/Moskau, 28. April 2015 — Panne in der russischen Raumfahrt: Das Frachtraumschiff Progress M-27M, das am Dienstag zur Internationalen Raumstation ISS gestartet ist, konnte nicht wie geplant kurz nach 15.00 Uhr deutscher Zeit ankoppeln, berichten russische Medien unter Berufung auf einen Sprecher des Flugleitzentrums (ZUP) in Koroljow bei Moskau. Der Grund dafür sei, dass der Frachter nach dem Start vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan auf eine zu hohe Umlaufbahn gebracht worden sei.
Die telemetrische Verbindung zu ihm sei gestört, meldet das ZUP selbst auf seiner Homepage in einer knappen Information. Das Raumschiff könne zwar Signale empfangen, sende aber keine zurück. Deshalb sei man vom ursprünglichen Sechs-Stunden- zum alten Zwei-Tage-Anflugschema übergegangen. Die Kopplung soll nun wahrscheinlich am Donnerstag stattfinden. Wie es zu dieser Panne kommen konnte, sei bislang noch unklar, heißt es weiter. Experten analysierten derzeit die Situation.
Die NASA berichtete, der Frachter konnte nicht stabilisiert werden und drehe sich sehr schnell um die eigenen Achse. Als Grund wird der Ausfall von zwei Antennen des Annäherungs- und Kopplungssystems „Kurs“ vermutet, die sich nicht entfaltet hätten.
Progress M-27M hat unter anderem Treibstoff, Trinkwasser, Sauerstoff, Nahrungsmittel, wissenschaftliche Ausrüstungen und Verbrauchsmaterialien an Bord. Die sechsköpfige russisch-amerikanisch-italienische ISS-Besatzung darf sich zudem auf frisches Obst und Gemüse – Apfelsinen, Äpfel, Grapefruits, Lauchzwiebeln und Knoblauch – sowie auf Päckchen ihrer Lieben auf der Erde freuen.
Sollte die Mission scheitern, wäre das für die Russen besonders tragisch, da bei ihr auch eine Kopie der Siegesfahne an Bord ist, die im Mai 1945 auf dem Berliner Reichstag von Soldaten der Roten Armee gehisst worden war. Das rote Banner mit Hammer und Sichel soll im russischen ISS-Segment vom 70. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland künden.
(c) Gerhard Kowalski