Baikonur, 28. April 2015 — Mit einer spektakulären Aktion will Russland den 70. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland im Zweiten Weltkrieg auch im All feiern. Das Frachtraumschiff Progress M-27M mit der Kopie des Siegesbanners an Bord, das am 9. Mai 1945 über dem Berliner Reichstag gehisst worden war, ist seit Dienstag auf dem Weg zur Internationalen Raumstation ISS, teilte die Raumfahrtbehörde Roskosmos mit. Das automatische Raumschiff sei um 9.10 Uhr deutscher Zeit vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan gestartet und soll kurz nach 15.00 Uhr an ihr anlegen.
Auf der Nutzlastverkleidung des Frachters, der 2,4 Tonnen Nachschub auf die Umlaufbahn bringt, prangen als weitere Siegessymbole eine Abbildung des Ordens des Vaterländischen Krieges und das schwarz-orangefarbene Sankt-Georgs-Band. Es geht auf den Sankt-Georgs-Orden, die 1769 eingeführte höchste militärische Auszeichnung Russlands, zurück. Die Farben symbolisieren das Feuer und das Schießpulver. Seit dem 60. Jahrestag des Sieges gilt das Band als Zeichen des Gedenkens an den Großen Vaterländischen Krieg, wie die Russen den Zweiten Weltkrieg nennen, in dem sie mit rund 27 Millionen Toten die weitaus größte Opferzahl zu beklagen hatten.
Das rote Siegesbanner mit Hammer und Sichel, das im russischen ISS-Segment entfaltet werden soll, war Anfang April vom ersten „Weltraumspaziergänger“ Alexej Leonow und weiteren vier Kosmosveteranen im „Sternenstädtchen“ bei Moskau an den Chef des Kosmonautenausbildungszentrums (ZPK) „Juri Gagarin“, Juri Lontschakow, übergeben worden. Der sagte, die Fahnen-Aktion finde in einer „nicht einfachen Situation“ statt. „Viele Länder versuchen, die Geschichte umzuschreiben.“ Doch das werde man nicht zulassen. „Wir werden diese Geschichte auch weiterhin unseren nachfolgenden Generationen vermitteln“, fügte Lontschakow hinzu.
Eigentlich sind politische und religiöse Aktionen nicht im ISS-Abkommen vorgesehen. Die Russen haben allerdings zum Tag des Sieges immer wieder „patriotische Aktionen“ in der Station durchgeführt, die von den anderen Partnern geduldet wurden.
(c) Gerhard Kowalski