Moskau, 16. April 2015 — Russland will bis 2023 eine eigene Raumstation bauen. Das sei zwar noch eine „weit entfernte Perspektive“, doch sie werde aus volkswirtschaftlichen und vielen anderen Gründen gebraucht, sagte Präsident Wladimir Putin am Donnerstag bei seiner jährlichen Live-Pressekonferenz im russischen Fernsehen. Das Projekt habe „große volkswirtschaftliche und jegliche andere spezielle Bedeutung“. Deshalb werde es „ohne jeden Zweifel“ zu Ende geführt und „unter unserer Kontrolle“ stehen.
Derzeit nutze Russland aktiv die Internationale Raumstation ISS für die Wissenschaft und die Volkswirtschaft, betonte Putin. Aber aus der ISS seien nur fünf Prozent des Territoriums der Russischen Föderation zu sehen, fügte der Präsident hinzu. „Von einer eigenen Station aus müssen wir natürlich das gesamte Territorium unseres gewaltigen Landes sehen können.“
Derzeit erörtere die Führung der Raketen- und Raumfahrtbranche die Zweckmäßigkeit der weiteren Nutzung der ISS sowie die Möglichkeit des Abschlusses strategischer Allianzen bei der Weltraumforschung und bei der Schaffung der neuen Raumstation, sagte der Präsident.
Putin versprach zudem in der Live-Schaltung zur Baustelle des neuen Kosmodroms „Wostotschny“ im Amur-Gebiet, dass die Arbeiter ihre seit Dezember ausstehenden Löhne so schnell wie möglich erhalten. Er könne nicht verstehen, weshalb der Hauptauftragnehmer für die wichtigste Baustelle des Landes dabei in Verzug ist. Zu Ostern waren deshalb rund 100 Bauleute kurzzeitig in den Streik getreten, darunter 26 sogar in einen Hungerstreik.
Der Entwurf des neuen Föderalen Raumfahrtprogramms (FKP-2025) für den Zeitraum 2016-2025 soll Anfang Juni der Regierung zur Bestätigung vorgelegt werden. Die Verabschiedung ist für Ende des Jahres geplant.
(c) Gerhard Kowalski