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Sternenstädtchen, 8. April 2015 — Russland will mit einer spektakulären Aktion den 70. Jahrestag des Sieges im Zweiten Weltkrieg auch im All feiern. Der erste „Weltraumspaziergänger“ Alexej Leonow (Foto Mitte) und weitere vier Kosmosveteranen haben am Mittwoch im „Sternenstädtchen“ bei Moskau die Kopie der Fahne einer Mot.-Schützendivision der Roten Armee an den Chef des Kosmonautenausbildungszentrums (ZPK) „Juri Gagarin“, Juri Lontschakow (Foto links) , übergeben. Sie soll Ende April mit dem Frachtraumschiff Progress M-27M zur ISS gebracht und dort gehisst werden, meldet RIA Nowosti. 

Dass heute im All gearbeitet werden könne, sei „das Verdienst unserer Väter“. Deshalb werde auch das Banner „zu Ehren des Sieges über das faschistische Deutschland“ in der Station entfaltet, sagte Lontschakow. Bisher sei aber nicht geplant, es auch in den freien Weltraum zu bringen.
Die Aktion finde in einer „nicht einfachen Situation“ statt, betonte der ZPK-Chef. „Viele Länder versuchen, die Geschichte umzuschreiben.“ Doch das werde man nicht zulassen. „Wir werden diese Geschichte auch weiterhin unseren nachfolgenden Generationen vermitteln.“
Leonow, der am 18. März 1965 als erster Mensch ein Raumschiff verlassen hat und im freien All geschwebt ist, betonte bei der Übergabe, am 9. Mai diesen Jahres werde die „gesamte fortschrittliche Menschheit auf den Roten Platz schauen“, wo die Feierlichkeiten zum Sieges-Jubiläum stattfinden. Die ersten Kosmonauten beginnend mit Juri Gagarin 1961 seien die Kinder dieser bitteren Kriegszeit. Sie seien aber einen neuen Weg gegangen, auf dem sie nie zurückgewichen seien und ihren Vätern auch keine Schande gemacht hätten.
 
Eigentlich sind politische und religiöse Aktionen nicht im ISS-Abkommen vorgesehen. Die Russen haben allerdings zum Tag des Sieges immer wieder „patriotische Aktionen“ in der Station durchgeführt, die von den anderen Partnern geduldet wurden. Dazu gehörte beispielsweise die Präsentation des schwarz-orangefarbenen Sankt-Georgs-Bandes. Es geht auf den Sankt-Georgs-Orden, die 1769 eingeführte höchste militärische Auszeichnung Russlands, zurück. Die Farben symbolisieren das Feuer und das Schießpulver.
Seit dem 60. Jahrestag des Sieges gilt das Band als Zeichen des Gedenkens an den Großen Vaterländischen Krieg, wie die Russen den Zweiten Weltkrieg nennen, in dem sie mit rund 27 Millionen Toten die weitaus größte Opferzahl zu beklagen hatten.

(c) Gerhard Kowalski