Di. Nov 5th, 2024
Credit: Roskosmos

Moskau, 1. April 2015 — Kein Aprilscherz: Russland hat erhebliche Probleme, die Termine auf der Baustelle des neuen Kosmodroms „Wostotschny“ im Amur-Gebiet zu halten. Bei der Startrampe für die „Sojus-2“-Trägerraketen liege man 120 Tage, beim Montage- und Testkomplex (MIK) und beim  Kommandopunkt jeweils 60 Tage hinter dem Plan, teilte der Chef der Raumfahrtkorporation GK Roskosmos, Igor Komarow, am Mittwoch mit. Der Rückstand bei der Betankungsanlage betrage 30 Tage mit „steigender Tendenz“.

Damit erhebt sich die Frage, ob die engen Terminvorgaben für die Fertigstellung noch zu halten sind. Die Startrampe sollte im Juli „stehen“. Für die Weihnachtszeit ist der erste unbemannte „Sojus-2“-Start angekündigt. Der erste bemannte Start soll 2018 stattfinden. 

Komarow hofft, dass beim MIK die Rückstände bis Juni aufgeholt werden können. Allerdings fehlen auf der „Schlüsselbaustelle“ Russlands, wie sie genannt wird, nicht nur Tausende Spezialisten und Geld, sondern für manche Objekte sogar noch die technischen Dokumentationen. Zudem laufen viele Ermittlungsverfahren wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten. Die Summe wird auf umgerechnet etwa 260 Millionen Euro beziffert.

Der für das Militär und die Raumfahrt zuständige Vizepremier Dmitri Rogosin hat Agenturberichten zufolge angesichts der prekären Situation eine weitere Verschärfung der Kontrollen angekündigt. Dabei will er auch die „Möglichkeiten“ des Nationalen Führungszentrums  zur Verteidigung  (NZUO) Russlands zum „Monitoring“ auf  dem Kosmodrom nutzen. Schon vor kurzem hatte er damit gedroht, jeden ins Gefängnis zu werfen, der zulasse, dass die von Präsident Wladimir Putin vorgegebenen Termine nicht eingehalten werden.

Mit „Wostotschny“ will sich Russland den unabhängigen Zugang zum Weltraum von seinem eigenen Territorium sichern. Von hier sollen künftig alle Raumschiffe und Satelliten mit eigenen Trägerraketen ins All geschossen werden können. 

In der bemannten Raumfahrt ist Moskau derzeit voll von Kasachstan abhängig, auf dessen Hoheitsgebiet das wichtigste russische Kosmodrom Baikonur liegt.

(c) Gerhard Kowalski