Uglegorsk, 16. März 2015 — Der Bau des neuen russischen Kosmodroms Wostotschny im Amur-Gebiet befindet sich nach Ansicht von Vizepremier Dmitri Rogosin in seiner „kritischsten Phase“. Wenn es den Bauleuten nicht gelinge, ihre Arbeit wieder ordentlich zu organisieren und zu koordinieren, seien die Fertigstellungstermine in Gefahr, sagte der für das Militär und die Raumfahrt zuständige Politiker am Montag nach einer Inspektion auf der „Schlüsselbaustelle“ Russlands nahe der geschlossenen Stadt Uglegorsk. Es hänge jetzt vom Hauptauftragnehmer „Spezstoj“ ab, ob der zweimonatige Planungsrückstand aufgeholt werde, so dass der erste Start im Dezember stattfinden könne.
Derzeit plane man „zusätzliche Maßnahmen“, um die „persönliche und finanzielle Verantwortung“ der Spezialbaufirma für jeden Tag Verzögerung zu erhöhen, betonte Rogosin nach Angaben Moskauer Nachrichtenagenturen. Der Vizepremier hatte schon im Vorfeld angekündigt, jedem „den Kopf abzureißen“ oder jeden ins Gefängnis zu stecken, der Sabotage betreibe. Anfang April werde er zu einer weiteren Inspektion nach Wostotschny kommen.
Die Arbeiten auf der Baustelle konzentrieren sich derzeit auf jene zwölf Objekte, die zum sogenannten Startminimum gehören. Das sind die Startrampe für die „Sojus-2“-Trägerraketen und die unmittelbar dazu gehörenden technischen und Sozialeinrichtungen. Dafür wurde erst in der vergangenen Woche die Erhöhung der Ausgaben um 32 Milliarden Rubel – das sind etwa 500 Millionen Euro – beantragt. Die Rampe soll im Juli fertig sein, der erste unbemannte Start ist für den 25. Dezember vorgesehen. 2018 sollen von hier auch bemannte Raumschiffe aufsteigen. 2016 soll zudem mit dem Bau einer Startrampe für die neue „Angara“-Raketenfamilie begonnen werden.
Mit Wostotschny will sich Russland von Kasachstan unabhängig machen, auf dessen Territorium nach dem Zerfall der Sowjetunion das Kosmodrom Baikonur liegt. Nur von hier können derzeit bemannte Missionen zur Internationalen Raumstation ISS starten.
(c) Gerhard Kowalski