Berlin, 25. Januar 2015 — Die Auflösung der Weltraumagentur Roskosmos im Zuge der Neustrukturierung der russischen Raumfahrt hat auch mich überrascht. Deshalb bin ich der Frage nachgegangen, wer denn nun die Aufgaben der Agentur übernimmt. Bekannt ist bisher nur, dass ihr bisheriger Chef Oleg Ostapenko (Foto) entlassen wurde. Ihm wurde von Vizepremier Dmitri Rogosin, der in der Regierung für die Raumfahrt zuständig ist, eine Leitungsaufgabe in einer der Holdings der neuen Staatlichen Korporation (GK) „Roskosmos“ angeboten.
Wie die Nachrichtenagentur TASS berichtet, nimmt Ostapenko jetzt eine längere Auszeit und wird dann wohl nicht mehr in die Raumfahrtbranche zurückkehren. Als Militär sei der Ex-General jedoch bereit, jede Aufgabe zu erfüllen, die ihm die Führung des Landes übertrage, zitiert die Agentur eine nicht näher genannte Quelle.
Die Homepage der aufgelösten Raumfahrtagentur Roskosmos funktioniert immer noch, als sei nichts geschehen. Die Auflösung und das Schicksal von Ostapenko wurden aber bisher hier nicht expressis verbis thematisiert. Am vergangenen Donnerstag (22. 1.) wurde jedoch ein Kommunique über eine Sitzung der Reformkommission veröffentlicht, die in den Räumen der Agentur stattfand.
Darin heißt es, Rogosin habe auf der Sitzung den Direktoren der wissenschaftlichen-Forschungsinstitute und Betriebe der Branche sowie dem Management von Roskosmos und der Vereinigten Luft- und Raumfahrtkorporation ORKK den Leiter der neuen GK „Roskosmos“, Igor Komarow, vorgestellt. Komarows bisherigen Posten als ORKK-Generaldirektor soll interimistisch sein Stellvertreter Juri Wlassow übernehmen. Komarow betonte, die Aufstellung des neuen Staatskonzerns werde etwa ein halbes Jahr in Anspruch nehmen.
Die Teilnehmer der Sitzung hätten auch Fragen der weiteren Entwicklung der Branche erörtert, heißt es in dem Kommunique. Rogosin habe versichert, dass Russland seine Verpflichtungen aus den internationalen Programmen von Roskosmos und kommerziellen Verträgen der ORKK weiterhin in vollem Umfang und zu den vereinbarten Terminen erfüllen werde. Das gelte auch für die staatlichen Rüstungsaufträge.
Rogosin unterstrich ferner, dass mit der Fusion von ORKK und Roskosmos die zweite Etappe der Reform beginnt, die neben der industriellen Seite nunmehr auch alle anderen Teile der Branche einschließe. Er erwarte von der neuen Dachorganisation „in nächster Zeit“ Vorschläge zu den Hauptaufgaben, die sie in Angriff nehmen will.
Die Nachrichtenagentur TASS meldete zudem, das Personal der bisherigen ORKK bilde das „Gerüst“ der GK „Roskosmos“. Ergänzt werde es durch die kompetentesten Ex-Mitarbeiter von Roskosmos. Genannt werden namentlich die ehemaligen Ostapenko-Stellvertreter Sergej Saweljew und Denis Lyskow sowie der Chef der Abteilung Bemannte Programme, Alexej Krasnow.
(Siehe dazu auch meinen Beitrag bei SPIEGEL ONLINE vom Samstag)
(c) Gerhard Kowalski