Köln, 23. Januar 2015 — Noch stehen die Wissenschaftler der Kometenmission Rosetta am Anfang bei der Auswertung der Daten, die die insgesamt 21 Instrumente auf der Muttersonde und dem Lander Philae aus dem All gesendet haben. Für sieben der elf Instrumente auf der Rosetta-Sonde erscheinen nun erste Ergebnisse in einer Sonderausgabe der Wissenschaftszeitschrift „Science“, teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln mit.
Der extrem dunkle Komet Tschurjumow-Gerassimenko zeigt sich dabei als sehr heterogener Körper mit einer abwechslungsreichen Oberfläche, einer Koma mit Variationen und Gänsehaut-ähnlichen Strukturen, die die Forscher noch nicht erklären können. „Zurzeit analysieren und diskutieren wir bereits die nächsten Daten“, sagte DLR-Kometenforscher Ekkehard Kührt, der die wissenschaftlichen Beteiligungen des DLR an der Rosetta-Mission leitet. Tschurjumow-Gerassimenko habe noch vieles, was es zu entschlüsseln gelte.
Der Komet gehört zur den dunkelsten Objekten in unserem Sonnensystem – die Reflexion des Sonnenlichts, die das Spektrometer VIRTIS (Visible, Infrared and Thermal Imaging Spectrometer) festgestellt hat, beträgt gerade einmal sechs Prozent. Dies könnte daran liegen, dass die Oberfläche des Kometen mit dunklen Materialien wie Eisensulfide, dunkle Silikate und kohlenstoffreichen Verbindungen angereichert ist. „Sehr wahrscheinlich ist auch nur wenig oder überhaupt kein Wassereis an der unmittelbaren Oberfläche des Kometenkerns“, sagte die DLR-Wissenschaftlerin Gabriele Arnold vom VIRTIS-Team. „Es ist aber zweifelsohne im Inneren Wassereis vorhanden.“ Bei seiner Reise durch das Sonnensystem habe der Komet wohl einen Großteil des Wassereises in seinen äußeren Schichten durch Sublimation verloren.
„Eine der interessantesten Entdeckungen ist aber der Nachweis von langkettigen Kohlenwasserstoffverbindungen“, sagt die Planetenforscherin. Damit habe man die Existenz solcher organischen Verbindungen – Vorläufer von Aminosäuren – auf einer Kometenoberfläche feststellen können. Von der Erde aus sei dies nicht möglich. „Die Bildung solcher Verbindungen erfordert komplexe Reaktionen unter Wirkung von UV- oder kosmischer Strahlung bei tiefen Temperaturen, wie sie nur in den äußeren Regionen des Sonnensystems jenseits des Neptunorbits vorherrschen.“ Tschurjumow-Gerassimenko könnte für die Planetenforscher somit ein Blick in die frühen Phasen unseres Sonnensystems bedeuten.
© Gerhard Kowalski