Darmstadt, 21. Januar 2015 — Die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos läuft nach Ansicht von Thomas Reiter auf der Arbeitsebene „hervorragend“. Trotz der EU-Sanktionen gegen Russland wegen der Ukraine-Krise gebe es bisher keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Arbeit in der Internationalen Raumstation ISS, sagte der ESA-Direktor Bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Darmstadt. Er hoffe, „dass wir da ungeschoren bleiben“. Bereits in der nächsten Woche werde er zu Roskosmos nach Moskau reisen, um die gemeinsamen Mond- und Marsprojekte „Resurs“ und ExoMars zu besprechen.
Reiter betonte, er betrachte den Konflikt „mit großer Sorge“. Die EU-Sanktionen zeigten „Wirkung“. Sie hätten auch Auswirkungen auf die Wirtschaft sowie auf Forschung und Entwicklung in Russland. Welche Folgen sich daraus noch für die ISS ergeben können, sei „offen“. Er hoffe aber, dass sich trotz aller Differenzen auf der Erde die Zusammenarbeit in der Station weiter so einmütig wie bisher gestaltet.
Der ESA-Direktor teilte mit, dass Deutschland und Italien Interesse an einem weiteren bemannten Flug zur ISS bekundet haben. Die Entscheidung darüber habe der ESA-Generaldirektor zu treffen. Ab dem 1. Juli wäre das der derzeitige Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Johann-Dietrich Wörner, der dann die Nachfolge des Franzosen Jean-Jacques Dordain antritt. Ob aber nach 2017 wirklich noch zwei Europäer zur ISS fliegen, hänge letztlich davon ab, ob die 22 ESA-Mitglieder im kommenden Jahr einer Verlängerung des ISS-Engagements über 2020 hinaus zustimmen, sagte Reiter.
Das Schicksal der ISS für die Zeit nach 2020 ist derzeit noch ungewiss. Die NASA hat sich bisher als einziger ISS-Partner formell für eine Verlängerung der Betriebsdauer bis mindestens 2024 ausgesprochen. Die Russen haben eine Entscheidung für Mai angekündigt.