Berlin/Moskau, 14. März 2010 — Der Chef der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, Anatoli Perminow, hat die Bereitschaft der ISS-Partner bekundet, ihren Kreis zu erweitern. Die USA, Russland, Europa/ESA, Japan und Kanada seien bereit, an der Internationalen Raumstation mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten, sagte Perminow der Moskauer Nachrichtenagentur ITAR-TASS am Sonntag. Dazu gehöre auch China. Staaten, die an einer solchen Zusammenarbeit interessiert seien, „können ihre Vorschläge einreichen, die wir dann prüfen werden“, fügte er hinzu.
Entgegen den allgemeinen Erwartungen hatten die ISS-Partner auf ihrem Gipfel in der vergangenen Woche in Tokio die Verlängerung des Vertrages über die Betriebsdauer der Station bis 2020 vertagt. In einer gemeinsamen Erklärung vom Donnerstag hieß es lediglich, man werde jetzt auf die Regierungen „einwirken“, um noch in diesem Jahr zu einem „Konsens“ in dieser Frage zu kommen. Der derzeitige Vertrag läuft 2015 aus. Ein Grund für die Vertagung der Vertragsverlängerung, die von allen Partnern unisono befürwortet wird, wurde nicht genannt. Möglicherweise spielt die für Mitte April angekündigte Rede von US-Präsident Barack Obama zur neuen nationalen Raumfahrtstrategie eine Rolle.
Die russische Nachrichtenagentur Interfax hat indessen gemeldet, auf dem Gipfel sei sehr wohl die Verlängerung beschlossen worden. Die offizielle Bestätigung erfolge nur „etwas später“, weil noch „technische Probleme abgestimmt“ werden müssten. Beobachter vermuten dahinter möglicherweise Preisforderungen der Russen, die mit der Einstellung der Shuttle-Flüge allein für den Mannschaftsaustauch in der ISS verantwortlich sind und dieses Monopol nutzen wollten. Perminow hatte im Vorfeld des Tokioter Gipfels von einem „Schicksalstreffen“ gesprochen. Er verwies explizit darauf, dass Russland damit das „einzige Land“ sei, dass das Funktionieren der Station sichern könne.
Die Agenturchefs haben in Tokio der ISS ein blendendes Zeugnis ausgestellt. Die Station, die fast vollendet und für eine Stammbesatzung von sechs Astronauten ausgelegt sei, biete “außergewöhnliche Chancen” für die Forschung unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit, heißt es in der Erklärung. Es gebe zudem “keine erkennbaren technischen Zwänge”, die eine Fortsetzung des Betriebs über den bisherigen Termin hinaus “beeinträchtigen würden”. Die Partner arbeiteten derzeit sogar an der Zertifizierung der Weltraumkomponenten “bis zum Planungshorizont 2028″. Dahinter verbirgt sich unter anderem die Überzeugung, dass das russische „Sarja“-Modul, mit dem vor zwölf Jahren der Bau der Station begonnen hat, durchaus 30 Jahre funktionieren werde.
(Material für ddp)