Moskau, 17. Dezember 2014 — Das US-Raumfahrtunternehmen Orbital Sciences kauft nach einem Pressebericht angeblich 60 russische Raketentriebwerke im Wert von rund 1 Milliarde Dollar. 20 der RD-181 von der Wissenschaftlichen Produktionsvereinigung (NPO) „Energomasch“ in Chimki bei Moskau seien bereits vertraglich gebunden, für die restlichen 40 gebe es eine Option, meldet die „Iswestija“ am Mittwoch. Das Blatt beruft sich dabei auf eine nicht näher genannte hochrangige Quelle in der Raumfahrtagentur Roskosmos.
Die Triebwerke seien speziell an die „Antares“-Rakete von Orbital Sciences angepasst worden, schreibt die Zeitung. Die ersten beiden Aggregate sollen bereits im Juni geliefert werden.
Nach dem Absturz einer “Antares” mit dem privaten Frachter “Cygnus” vom 28. Oktober hatte die US-Firma entschieden, künftig auf die bisher in der ersten Stufe eingesetzten AJ26-Triebwerke zu verzichten, die eine Modifikation des russischen Triebwerks NK-33 des Herstellers “Kusnezow” in Samara an der Wolga sind. Der Fehlstart ist voraussichtlich auf das Versagen der Turbopumpe einer der beiden Motoren der Erststufe zurückzuführen.
Orbital Sciences will nun seine verbesserte “Antares”-Version offenbar mit den RD-181 ausrüsten. Der Erststart ist für Anfang 2016 geplant. Das Unternehmen zeigt sich zuversichtlich, dass die noch ausstehenden fünf kommerziellen “Cygnus”-Flüge zur Internationalen Raumstation ISS wie geplant durchgeführt werden können. Es erhält von der Luft- und Raumfahrtbehörde NASA für insgesamt acht Versorgungsmissionen 1,9 Milliarden Dollar. Zwei Missionen haben bereits stattgefunden, die dritte endete in der Katastrophe. Es war dies zugleich der erste Verlust eines privaten Frachtraumschiffes überhaupt.
Die Russen lehnen nach wie vor jede Verantwortung für den Absturz ab, weil die NK-33 ihrer Meinung nach von den Amerikanern ohne Rücksprache mit ihnen so entscheidend verändert worden sind, dass daraus ein neues US-Triebwerk entstanden war.
Die “Antares” war sechs Sekunden nach dem Start vom NASA-Regionalweltraumbahnhof Wallops Island (Virginia) per Funk gesprengt worden, um zu verhindern, dass sie auf bewohntes Gebiet fällt.
(c) Gerhard Kowalski