Moskau, 15. Dezember 2014 — Russland erwägt den Bau einer eigenen nationalen Raumstation. Er könne bestätigen, dass dieses perspektivische Projekt in das neue Föderale Weltraumprogramm (FPK) für die Jahre 2016-25 aufgenommen werden solle. Die Arbeit an diesem Programm befinde sich im Endstadium, sagte der Chef der Moskauer Raumfahrtagentur Roskosmos, Oleg Ostapenko, am Montag auf einer Bilanzpressekonferenz. Die Station solle als „Vorposten“ für Flüge zum Mond, zu Asteroiden und zum Mars als die strategischen Hauptlinien der künftigen bemannten Raumfahrt Russlands dienen.
Verwirrung löste Ostapenko mit der Mitteilung aus, sein Land habe in diesem Jahr bis einschließlich Montag bei 26 Starts 37 Raumflugkörper auf ihre Umlaufbahn gebracht. Das seien doppelt so viele Starts wie im vergangenen Jahr, behauptete er. Tatsache ist jedoch, wie der Onlinedienst Nowosti kosmonawtiki betont, dass 2013 35 Starts stattgefunden haben – inklusive zwei Starts vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou (Französisch-Guyana) und einer von der schwimmenden „Odyssey“-Plattform.
Ob sich Russland über das Jahr 2020 hinaus weiter an der Internationalen Raumstation ISS beteiligt, verriet der Roskosmos-Chef indes nicht. Die langerwartete Entscheidung darüber war für Dezember angekündigt worden.
Namhafte Wissenschaftler und Experten haben den Bau der eigenen Raumstation begrüßt. Zudem wurden vereinzelt auch Stimmen laut, die sich fragen, ob man eine solche Station überhaupt noch braucht.
Das Mitglied der „Ziolkowski“-Akademie für Kosmonautik, Andrej Ionin, schlug indes vor, eine solche Station gemeinsam mit den „langfristigen Partnern“ aus den BRICS-Ländern Brasilien, Indien, China und Südafrika zu errichten. Das Projekt könnte auf dem nächsten BRICS-Gipfel im Sommer in Ufa auf die Tagesordnung gesetzt werden. Ein anderer Experte meinte, die drei noch ausstehenden Module für das russische ISS-Segmente könnten den Grundstock für diese Station bilden, die bis 2020 fertiggestellt sein könnte.
(c) Gerhard Kowalski