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Credit: G. Kowalski

Berlin, 14. Dezember 2014 — Der erste Deutsche im Weltraum, Sigmund Jähn, hat in einem Rundfunkinterview begründet, warum er zusammen mit gut 60 Persönlichkeiten den Appell „Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!“ unterzeichnet hat. „Ich finde schon den Gedanken unerträglich, dass Deutschland erneut in einen Krieg gegen Russland verwickelt werden könnte“, sagte er dem deutschsprachigen Sender Stimme Russlands.

Der Zweite Weltkrieg sei noch nicht so lange her. „Ich kann mich daran erinnern, wie ich in meiner Kindheit russische Kriegsgefangene gesehen habe. Ich habe Zeit meines bisherigen Lebens trotzdem gute Freunde in Russland gefunden“, betonte Jähn. „Ich bin auf russischen Flugzeugen geflogen. Ich weiß, dass die Russen keinen Krieg wollen. Und mir ist es tatsächlich unerträglich, wenn ich erneut spüre, dass meine Enkelsöhne in diesem Land, in dem ich viele Freunde von Moskau über Irkutsk bis nach Wladiwostok habe, als Feinde auftreten könnten. Das ist mein Anliegen.“ In diesem Sinne sei auch das Papier entstanden, und er unterstütze alle Leute, die es mittragen.

„Ich finde, was wir unterschrieben haben, ist moderat gehalten“, sagte der Ex-NVA-General, der 1978 eine Woche in der sowjetischen Raumstation Salut 6 geforscht hat . Der Appell weise auf die Gefahren hin, trage aber keinen rüden Charakter. „Wir dürfen uns mit den Russen nicht anlegen. Das sollte eigentlich ein Gesetz für Deutschland sein. Denn immer, wenn die Deutschen und die Russen in der Geschichte auf einer Seite waren, hatte Deutschland Nutzen.“ Dieser Meinung sei auch der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst, der erst im November von einer Halbjahresmission in der Internationalen Raumstation ISS auf die Erde zurückgekehrt ist.

Auf die Frage, was er sich in der Ostpolitik von Angela Merkel wünsche, sagte Jähn: „Ich kann der Bundeskanzlerin keine Ratschläge geben. Aber das Anliegen der Unterzeichner dieses Appells sagt ja ganz eindeutig: Alle Europäer, Russland eingeschlossen, tragen gemeinsam die Verantwortung für Frieden und Sicherheit. Das ist schon ein Anspruch, dem sich die Kanzlerin stellen muss.“

(c) Gerhard Kowalski